Porsches „Kaiserwagen“ mit neuem E-Motor
Feuertaufe geglückt
Das Werk ist vollbracht: unter der Leitung des Maschinenbauingenieurs Siggi Stadler aus Prien wurde der „Kaiserwagen“ aus dem Jahr 1911 im fahr(T)raum mit einem neuen Herz ausgestattet – einem Elektromotor aus Italien mit einer Leistung von 30 Kilowatt (ca. 40 PS) und Lithium-Ionen-Eisenphosphat-Akkus. Beim traditionellen Salzburger Gaisbergrennen am 31. Mai hat der legendäre Oldtimer die Feuertaufe bravourös gemeistert. Ferdinand Porsches Enkel Ernst Piëch trat bei strömendem Regen standes- und zeitgemäß mit neuem E-Motor kräftig aufs Gaspedal.
Mit der geglückten Umsetzung des mehrwöchigen Umbau-Projektes hätte auch der ursprüngliche Besitzer Kaiser Franz Josef von Österreich-Ungarn seine Freude gehabt, denn er wollte ein Automobil, das nicht stinkt und die Pferde scheu macht. Deshalb wurde die prachtvolle Limousine, die dem Kaiser vom Österreichischen Automobil Club 1911 zum 81. Geburtstag geschenkt wurde, auch schon damals elektrisch angetrieben.
Der Aufbau des „Kaiserwagen“ basierte auf Ferdinand Porsches letztem Vorkriegsmodell bei Austro-Daimler, dem Typ „14/28 – Tourenwagen für Stadt und Land“. Die Karosserie entstammte dem Wiener Kutschenhersteller Jacob Lohner. Mit einer Leistung von 20 PS schaffte der Wagen die sensationelle Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h. Markante Details: Um dem Grundsatz „Ein Kaiser beugt sein Haupt nur vor Gott allein“ zu entsprechen wurde die Dachhöhe auf 230 cm erhöht. So konnte der Kaiser aufrecht und auch mit geschmücktem Haupt in seinen Wagen einsteigen. Speziell für damalige Zeiten waren zudem der elektrische Zigarrenanzünder im Fahrgastraum, eine Schlauch-Wechselsprechanlage zur Kommunikation mit dem Chauffeur und kleine Weihwasserkesselchen an den Türen.
Mit dem Zerfall der Monarchie wurden die kaiserlichen Automobile an führende Feldmarschälle verschenkt. So kam auch der „Kaiserwagen“ in andere Hände, wurde 1932 zunächst mit einem Austro-Fiat-Motor versehen, dann als Werbefahrzeug für eine Kaffee-Firma genützt und schließlich 1956 von dem Journalisten Henry Goldhann wiederentdeckt und mit dem Originalmotor ausgestattet. Nach 30 Jahren erwarb ein amerikanischer Sammler den Wagen und später landete er in einem Museum in den USA.
2003 gelang es dem Inhaber des fahr(T)raums Ernst Piëch den „Kaiserwagen“ wieder heim zu holen. Mit dem neuen Elektromotor ist er ab sofort im fahr(T)raum zu besichtigen und natürlich auch – wie alle Fahrzeuge der Oldtimer-Ausstellung in Mattsee – fahrtüchtig und für Ausfahrten zu buchen.