Ferdinand Porsche bei Austro-Daimler – Karriere-Highlights

Nach dem Weggang Paul Daimlers aus den Austro-Daimler Werken in Wiener Neustadt 1905 – er ersetzte Wilhelm Maybach als Leiter des Konstruktionsbüros in Stuttgart, beteiligte sich der Diplomat und Geschäftsmann Emil Jellinek an dem Unternehmen. Er verwandelte die aus seiner Ansicht nach „veralteten“ Werke in eine moderne Automobilfabrik und holte sich einen brillanten jungen Ingenieur mit ins Boot – Ferdinand Porsche, Gewinner des Pötting Preises und bereits bekannt für seine Lohner-Konstruktionen. Am 19. Juli 1906 begann mit dessen Unterschrift als neuer Technischer Direktor für Austro-Daimler eine neue Ära.

Lohner Porsche Mixte 1901

Am 27. Juli 1906 wurde die Firma umbenannt in „Österreichische Daimler Motoren Gesellschaft“. Mit der Firmenleitung waren Eduard Fischer, Wilhelm Strauß und Ferdinand Porsche betraut. Bereits ein halbes Jahr später wurde der von Porsche entwickelte Maja Wagen 24/28 HP mit 5.700 ccm 4-Zylinder Motor und Diamantgetriebe auf der Wiener Automobil-Ausstellung präsentiert. Erzherzog Leopold Salvator zeigte sich bereits auf der Ausstellung sehr interessiert. 1908 übernahm er den Maja 28/32, der für ihn noch mit einer Karosserie des Kutschenbauers Cerny ausgestattet wurde.

Nach genereller Absatzkrise der Automobilbranche, Getriebeproblemen des Maja und dem Weggang Jellineks wurde der Maja überarbeitet. Mit verbessertem, konventionellem Getriebe (Kardan- oder Kettenantrieb) wurde der Nachfolger Typ 28/30 HP bzw. 28/32 HP ab 1912 das Hauptmodell im Austro-Daimler-Angebot.

Mit dem P.H. Siegerwagen vor dem Hotel Savoy, 1910

1910, nach Umwandlung des Unternehmens in die „Österreichische Daimler-Motoren-Aktiengesellschaft“, erzielten Ferdinand Porsche, Eduard Fischer und Heinrich Graf Schönfeld die sensationellen ersten drei Plätze bei der legendären „Prinz Heinrich Fahrt“ (1.840 km) mit einem speziell dafür gebauten Rennwagen mit aerodynamischer Karosserie, 4 Zylinder, 86 HP, OHC, Doppelzündung und 5.700 ccm Hubraum. Ferdinand Porsche selbst lenkte den Siegerwagen. Der  „Prinz Heinrich“ Typ 22/86 ging in Serienausführung und kam 1911 – von vielen als der erste Sportwagen erklärt – auf den Markt. Der Markenname „Austro-Daimler“ gewann schnell an Bedeutung.

1911 schuf Ferdinand Porsche den letzten neuen Austro-Daimler vor Kriegsbeginn – den Typ 18/24 „Tourenwagen für Stadt und Land“. Bekannt wurde dieser Typ als „Kaiserwagen“, da er Kaiser  Franz Josef vom Österreichisches Automobilclub zum Geschenk gemacht wurde.

Der Wettbewerbserfolg ging auch gleich bei der Alpenfahrt 1911 weiter. Das „Eiserne Trio“ (Porsche, Fischer und Schönfeld) gewann mit dem Alpenwagen 9/27 HP (2.200 ccm, 4 Zylinder, SV).

Ab 1913 wurde die Produktion aufgrund des Krieges umgestellt. Ferdinand Porsche entwickelte Kriegsmaschinerie für den 1. Weltkrieg, u.a. den „Landwehrtrain“, eine benzinelektrische Zugmaschine mit zahlreichen Einachsanhängern für militärische Zwecke.

1917 wurde Porsche Generaldirektor in Wr. Neustadt und erhielt das Ehrendoktorat der Technischen Hochschule. Nach Kriegsende baute er, auf Grundlage des frühen Typ 14/32 von 1910/11, den 14/35 mit markant aufrecht stehendem Spitzkühler. Der 3,6 l Typ 14/35 spielte für Austro-Daimler eine bedeutende Rolle im Sportgeschehen, insbesondere der „Alpenwagen“.

1920 entwickelte der renommierte Techniker einen 6-Zylinder-Luxuswagen mit 4.400 ccm Hubraum, den AD617, auch bekannt als „Jagdwagen“, da er von der schwedischen Königsfamilie zu Jagdausflügen genutzt wurde.

Austro Daimler ADS-R „Sascha“ bei der Targa Florio, 1922

1922 feierte Porsche mit der Konstruktion des Rennwagens Sascha ADS-R – benannt nach dem Filmproduzenten Graf Alexander „Sascha“ Kolowrat – große Erfolge. Der Kleinwagen mit 1,1 l 4-Zylinder-Motor leistete bereits 50 PS und wog nur 600 kg. Er wurde später auch mit 1,5 l, 2 l und 3 l 6-Zylinder-Motor gebaut. Wagen aus der „Sascha“-Familie fuhren 43 Siege bei Rennen ein, u.a. bei der Targa Florio in Sizilien, in Barcelona, bei zahlreichen Bergrennen und auf der Steilkurvenstrecke in Brooklands (GB). Dennoch ging der Wagen nie in Serie, da der Austro-Daimler-Vorstand das Potential nicht erkannte.

1923 verließ Ferdinand Porsche das Unternehmen Austro-Daimler aufgrund von Differenzen mit dem Aufsichtsrat. Danach zeichnete er als Vorstandsmitglied sowie Konstruktionsleiter bei der Daimler-Motoren-Gesellschaft in Stuttgart verantwortlich.

Mehr Informationen: www.austrodaimler.at